EULARNeue Empfehlungen zur Therapie während der Reproduktionszeit, Schwangerschaft und Stillzeit
Die European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) hat ihre Empfehlungen zum Einsatz von antirheumatischen Medikamenten bei Patienten mit Kinderwunsch sowie während der Schwangerschaft und der Stillzeit aktualisiert. Die multidiszplinäre Taskforce aus 27 Experten hat sich auf 5 übergeordnete Therapieprinzipien und 12 spezifische Empfehlungen geeinigt, darunter 3 für männliche Patienten in der Reproduktionszeit.
Alle Rheumapatienten mit Kinderwunsch, ob Mann oder Frau, sollten frühzeitig und regelmäßig über ggf. anstehende Therapieanpassungen informiert werden, betont die EULAR in ihren übergeordneten Therapieprinzipien. Das Ziel der Therapie bleibt eine Krankheitsremission oder zumindest niedrige Krankheitsaktivität vor, während und nach der Schwangerschaft. Dabei sei bei der Therapiewahl in gemeinsamer Entscheidungsfindung mit den Patienten das potentielle Risiko eines Medikaments für den Fetus gegenüber dem Risiko einer unbehandelten Schwangeren abzuwägen. Mütter sollten zudem zum Bruststillen ermutigt werden, so die Taskforce, wenn dabei kompatible Medikamente eingesetzt würden. Hier die spezifischen Empfehlungen im Detail:
Schwangerschaft
- Zu den kompatiblen konventionellen DMARDs in der Schwangerschaft zählen (Hydroxy-)Chloroquin, Azathioprin oder Mercaptopurin, Cyclosporin, Tacrolimus, Sulfasalazin und Colchizin.
- Cyclophosphamid, Methotrexat und Mycophenolat sind teratogen und sollten vor der Schwangerschaft abgesetzt werden.
- NSAR (nur intermittierend, bevorzugt nicht-selektive, nicht mehr nach der 28. Schwangerschaftswoche empfohlen) und Kortikosteroide (Prednison, Prednisolon, möglichst in Erhaltungsdosen ≤5 mg/d) können in der Schwangerschaft erwogen werden, zur Kontrolle der Krankheitsaktivität bei Bedarf zusätzlich csDMARDs und Biologika (bDMARDs).
- Bei Schwangeren mit schwerer therapierefraktärer Erkrankung kommen eine i.v.-Pulstherapie mit Methylprednisolon, intravenöse Immunglobuline (IVIG), Sildenafil sowie mit der Schwangerschaft kompatible cs/bDMARDs infrage oder – im zweiten und dritten Trimester – Cyclophosphamid oder Mycophenolat.
- Alle Tumornekrosefaktor-alpha-Inhibitoren (TNFi) können während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Wenn zusätzlicher Bedarf an Biologika besteht, können auch folgende Nicht-TNFi-bDMARDs erwogen werden: Abatacept, Anakinra, Belimumab, Canakinumab, Ixekizumab, Rituximab, Sarilumab, Secukinumab, Tocilizumab und Ustekinumab. Nur begrenzte oder keine Daten zur Sicherheit in der Schwangerschaft liegen zu Anifrolumab, Eculizumab, Guselkumab, Mepolizumab und Risankizumab vor, diese Substanzen stehen an dritter Stelle.
- Ungenügende Sicherheitsdaten in der Schwangerschaft liegen nach Einschätzung der Taskforce bisher für Apremilast, Avacopan, Baricitinib, Bosentan, lgotinib, Leflunomid, Mepacrin, Tofacitinib, Upadacitinib und Voclosporin vor.
Stillzeit
- Zu den kompatiblen konventionellen Medikamenten zählen Azathioprin oder Mercaptopurin, (Hydroxy)Chloroquin, Colchizin, Cyclosporin, IVIG, i.v.-Methylprednisolon-Pulsstöße, Celecoxib und nicht-selektive NSAR (z.B. Ibuprofen), Prednison/Prednisolon, Sulfasalazin und Tacrolimus.
- Biologika (TNFi und Nicht-TNFi) gelangen nur minimal in die Brustmilch und werden als kompatibel mit dem Stillen erachtet.
- Zu den übrigen Medikamenten liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Infrage kommen laut Taskforce als Alternativen Bosentan, Sildenafil und Methotrexat ≤ 25 mg/Woche, alle weiteren sollten gemieden werden – diesbezüglich sei auf die ganz ähnliche Liste mit Bezug zur Schwangerschaft hingewiesen (s. o.), ergänzt um Etoricoxib.
Männer
- Männliche Patienten mit Kinderwunsch sollten vor Therapiebeginn über Optionen zum Erhalt der Fertilität unter medikamentöser Therapie beraten werden. Cyclophosphamid wurde mit einem dosisabhängigen potentiellen Risiko einer irreversiblen Infertilität assoziiert.
- Die übrigen für Schwangere und Stillende als unbedenklich eingestuften Rheumamedikamente können auch bei männlichen Patienten in der Reproduktionszeit eingesetzt werden.
- Nicht empfohlen werden die gleichen Medikamente wie bei Frauen.
- Rüegg L et al. EULAR recommendations for use of antirheumatic drugs in reproduction, pregnancy, and lactation: 2024 update. Ann Rheum Dis 2025; 84(6): 910-926. doi.org/10.1016/j.ard.2025.02.023
(ID:50448909)
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