DGRhNeues Memorandum: Mehr Rheumatologen zur optimalen Patientenversorgung notwendig
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) hat kürzlich die 4. Neuauflage ihres Memorandums zur rheumatologischen Versorgung in Deutschland veröffentlicht. Etwa 1,8 Mio. Erwachsene in Deutschland leiden aktuell unter einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung (ERE) – Tendenz steigend. Eine optimale Versorgung der Betroffenen sei nur in wenigen Regionen gewährleistet, moniert die Fachgesellschaft. Sie fordert eine deutliche und nachhaltige Steigerung der Zahl von Weiterbildungsstellen im ambulanten und stationären Bereich, die Schaffung weiterer rheumatologischer Lehrstühle an deutschen Universitäten sowie die weitere Umsetzung neuer und sektorenübergreifender Versorgungsformen.
Das Memorandum wurde unter Federführung der DGRh gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh), dem Verband Rheumatologischer Akutkliniken (VRA), der Deutschen Rheuma-Liga (DRL) und dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) erstellt.
Im Vergleich zur letzten Bestandsaufnahme im Jahr 2016 ist die Prävalenz entzündlich-rheumatischer Erkrankungen um rund 0,5% gestiegen. Am häufigsten sind die rheumatoide Arthritis (RA) mit einer Prävalenz von 0,8%-1,2% sowie Spondyloarthritiden inklusive ankylosierender Spondylitis (AS) und Psoriasisarthritis (Prävalenz: 1,0%-1,4%).
Zu den Gründen für die Zunahme der Erkrankungen zählen die demografische Entwicklung in Deutschland mit zunehmendem Anteil der älteren Bevölkerung sowie verbesserte Diagnostik und Therapie, die zu einem längerem Überleben von ERE-Patienten geführt haben. Aber die Möglichkeiten der Früherkennung von ERE und einer frühzeitigen Therapie sind längst nicht ausgeschöpft. Bei frühzeitiger adäquater Therapie sei die Lebensführung vieler Betroffener kaum noch eingeschränkt, heißt es in dem Memorandum
Erklärtes Ziel der DGRh ist es, dass ERE-Patienten innerhalb von 6 Wochen nach Symptombeginn rheumatologisch behandelt werden. Die Wartezeit auf eine rheumatologische Erstvorstellung beträgt aber oft mehr als 3 Monate. Laut den Daten der Kerndokumentation dauert es bei jedem vierten Patienten mit beginnender RA und bei mehr als 50% der AS-Patienten mehr als ein Jahr bis zur Diagnosestellung.
Für eine optimale Versorgung von ERE-Patienten im ambulanten Bereich fehlten aktuell rund 700 Rheumatologinnen und Rheumatologen in Deutschland, bei Berücksichtigung des altersbedingten Ausscheidens vieler Kolleginnen und Kollegen in den nächsten Jahren sogar mehr als 1.000, betonte Prof. Dr. med. Christoph Specker aus Essen bei der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des deutschen Rheumatologenkongresses 2024 in Düsseldorf. Dies entspricht etwa einer Verdoppelung der aktuellen Zahl. Zum 31.12.2023 waren in Deutschland 1.164 Fachärzte für Rheumatologie berufstätig.
Als wichtiger Schritt zur Verbesserung der Patientenversorgung gilt auch die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV), die sich neben der regulären kassenärztlichen Versorgung als sektorenübergreifendes Versorgungsmodell etabliert hat. Krankenhäuser können sich seit 2020 als rheumatologische Zentren zertifizieren lassen, was strukturelle Weiterentwicklungen ermöglicht.
Notwendig sind nach Ansicht der DGRh auch Verbesserungen der rheumatologischen Aus- und Weiterbildung. Nur 10 von 38 (26%) staatlichen Universitäten verfügen aktuell über einen eigenständigen rheumatologischen Lehrstuhl.
Unterversorgung |
Rund 700 Rheumatologinnen und Rheumatologen fehlen nach Einschätzung der DGRh für eine gute Versorgung der Patienten. Dies trage zu langen Wartezeiten und verzögerten Diagnosen bei. |
- Braun J, Albrecht K, Callhoff J et al.: Rheumatologische Versorgung in Deutschland. Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie. 4. Neuauflage 2024. Z Rheumatol 2024; 83 (Suppl 2): 249–284. doi.org/10.1007/s00393-024-01539-2
- Virtuelle Vorab-Pressekonferenz der DGRh am 12.09.2024, anlässlich des Deutscher Rheumatologiekongresses 2024 vom 18.-21.09.2024
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