Logo: RheumaGuide

Difficult-to-treat Rheumatoide ArthritisStudie charakterisiert Subgruppen von D2T-RA-Patienten

24.09.2024Ausgabe 4/20243min. Lesedauer

Rund jeder fünfte Patient mit Rheumatoider Arthritis (RA) ist schwer behandelbar (Difficult-to-treat [D2T]), d. h. spricht auf ≥ 2 fortgeschrittene Therapien (biologische oder gezielt wirkende Antirheumatika) nicht ausreichend an. Deren Prognosen sind sehr unterschiedlich, abhängig vor allem von Begleiterkrankungen. In einer aktuellen griechischen Studie sind mentale und schmerzbezogene sowie metabolische Erkrankungen mit einem ungünstigen Outcome assoziiert worden.

Daten von rund 1.300 Patienten

In der Studie wurden Daten von 1.264 RA-Patienten aus Kreta ausgewertet, die zu Beginn der ersten Therapie mit einem biologischen (b) oder gezielt wirkenden (ts) DMARD (Disease Modifying Antirheumatic Drug) in einem Register geführt worden waren. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt 58,8 Jahre alt, 81,2% waren Frauen, die Krankheitsdauer betrug im Median 31 Monate. 251 Patienten (19,9%) wurden im weiteren Verlauf entsprechend der EULAR-Kriterien als D2T charakterisiert. Bei ihnen waren erfolglos ≥ 2 b/ts-DMARD-Substanzklassen eingesetzt worden oder sie befanden sich in einer Therapie mit dem zweiten b/ts-DMARD und hatten im letzten Jahr bei allen Untersuchungen eine aktive Erkrankung (definiert als DAS28-ESR > 3,2 [DAS28-ESR=Disease Activity Index 28-erythrocyte sedimentation rate]).

Gehäuft Frauen und Jüngere

D2T-RA-Patienten unterschieden sich deutlich von den übrigen Patienten, die auf das erste oder zweite b/ts-DMARD angesprochen hatten: Sie waren häufiger weiblich (88,4% vs. 79,4% non-D2T), jünger zu Beginn der fortgeschrittenen Therapie (57,5 vs. 59,1 Jahre), hatten im Median eine kürzere Krankheitsdauer (23 vs. 33 Monate), wiesen zu Beginn höhere DAS28-ESR- und schlechtere Funktionsscores (beurteilt mit dem mHAQ [= modifizierter Health Assessment Questionnaire]) auf und hatten häufiger extraartikuläre Manifestationen der Erkrankung (vor allem Sikka-Syndrom und periphere Neuropathien). Als Risikofaktoren für das Auftreten einer D2T-RA ermittelten die Forscher in der Regressionsanalyse jüngeres Alter bei Beginn der ersten b/ts-DMARD-Therapie, Fibromyalgie, Arthrose, höhere DAS28-ESR-Scores zu Beginn sowie Nicht-Erreichen einer DAS28-ESR-Verbesserung um > 1,2 Punkte in den ersten 6 Monaten der fortgeschrittenen Therapien. Im Beobachtungszeitraum von insgesamt 60 Monaten wurden nach der langfristigen Prognose bzgl. Funktionalität (mHAQ) und Krankheitsaktivität (DAS28-ESR) jeweils 4 Gruppen von D2T-RA-Patienten charakterisiert.

Unterschiedliche Funktionalität

Nach der Entwicklung der mHAQ-Scores wurden 2 Gruppen als günstig eingestuft:

  • Gruppe 1 (18,2%) hatte zu Beginn bereits günstige Werte (mHAQ-Score im Mittel = 0,41), die langfristig recht stabil waren.
  • Gruppe 3 (39,9%) zeigte zu Beginn zwar eine moderat eingeschränkte Funktion (mHAQ-Score im Mittel = 1,21), die sich aber trotz der Einstufung als D2T-RA im weiteren Verlauf stetig besserte (mHAQ-Score im Mittel = 0,87 nach 60 Monaten).

Die beiden anderen Gruppen hatten eine schlechtere Prognose:

  • Gruppe 2 (31,9%) zeigte zu Beginn zwar nur eine leicht eingeschränkte Funktion, aber die Werte verschlechterten sich im weiteren Verlauf kontinuierlich (mHAQ-Score im Mittel =1,10 nach 60 Monaten).
  • Gruppe 4 (10%) hatte im gesamten Verlauf stabile signifikante Funktionseinschränkungen (mHAQ-Score im Mittel >1,5).

Unterschiedliche Krankheitsaktivität

Auch bei der Entwicklung der DAS28-ESR-Scores (< 2,6: klinische Remission; ≥ 2,6 bis < 3,2: niedrige; 3,2 bis < 5,1: moderate; ≥ 5,1: hohe Krankheitsaktivität) wurden 4 Gruppen von D2T-Patienten identifiziert:

  • 2 Gruppen mit Verbesserungen: Eine Minderheit der Patienten (Gruppe 1: 8,3%) zeigte eine stabile moderate Krankheitsaktivität. 38% hatten im Verlauf schrittweise Verbesserungen von einer hohen zu einer moderaten Krankheitsaktivität (Gruppe 2).
  • 2 Gruppen mit nur geringfügigen Verbesserungen: Die Gruppen 3 und 4 (insgesamt 53,6% der Patienten) hatten eine ungünstige Prognose: Die DAS28-ESR-Scores waren zu Beginn hoch bzw. sehr hoch (DAS28 ≥ 5,1) und die Werte verringerten sich im Studienverlauf nur geringfügig.

Als Marker einer ungünstigen Prognose ermittelten die Forscher spezifische Begleiterkrankungen: Während kardiopulmonale und vaskuläre Erkrankungen keinen Einfluss auf die Entwicklung der mHAQ- und DAS28-ESR-Scores hatten, korrelierten mentale und Schmerz-bezogene Erkrankungen (Fibromyalgie, Arthrose, Angststörungen) sowie metabolische Erkrankungen (Diabetes, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen) mit einem ungünstigen Outcome: „mit einem ungünstigen Outcome: Sowohl mentale als auch schmerzbezogene Begleiterkrankungen hatten einen signifanten ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung der HAQ-Scores (p<0,0001 für beide) als auch der DAS28-ESR-Scores (p<0,0001 und p=0,018).

Fazit der Autoren

Beim RA-Management sollte nicht nur auf die Entzündungsaktivität fokussiert, sondern stets auch die Begleiterkrankungen beachtet und adäquat behandelt werden.
Quelle
  • Bertsias A et al.: Patterns of comorbidities differentially affect long-term functional evolution and disease activity in patients with ‘difficult to treat’ rheumatoid arthritis. RMD Open 2024;10:e003808. doi.org/10.1136/rmdopen-2023-003808

(ID:50117332)