Nach Absetzen von Biologika kommt es meist wieder zu einem Schub

Bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) in langfristiger Remission unter Biologika sollte erwogen werden, die Substanzen abzusetzen. Allerdings: Bei den meisten Patienten kommt es nach Therapieende wieder zu einem Krankheitsschub.

Schub bei 70 bis 90 % der Patienten 

„Es gibt keine starken Prädiktoren dafür, welche Patienten nach Beendigung der Biologikatherapie einen flare erleiden und welche nicht“, sagte Prof. Dr. Gerd Horneff aus Sankt Augustin beim EULAR 2017 in Madrid. Sprich: Es muss ausprobiert werden. Empfohlen wird dies frühestens nach anhaltender Remission über ein Jahr. Bei rund 70 bis 90 Prozent der Patienten kommt es nach Absetzen von Biologika zu einem Krankheitsschub. Laut Studiendaten ist das flare-Risiko etwas höher bei Rheumafaktor-positiven Patienten mit Polyarthritis und etwas geringer bei Patienten mit systemischer JIA, berichtete Horneff. Wird die Therapie mit dem Biologikum bei einem flare wieder aufgenommen, wird in der Regel wieder relativ rasch eine Remission erreicht.

Risiko bei Kombi-Therapie geringer 

Bei JIA-Patienten, die kombiniert mit einem konventionellen DMARD (Disease modyfying antirheumatic drug) und mit einem Biologikum behandelt werden, ist das flare-Risiko laut Zahlen des deutschen BIKER-Registers deutlich geringer, wenn zuerst das Basistherapeutikum abgesetzt wird. In der Gruppe der Patienten mit einer Kombinationstherapie Methotrexat (MTX) plus Tumornekrosefaktor (TNF)-alpha-Blocker erlitten nur 12 Prozent der Patienten nach Absetzen von MTX einen Krankheitsschub innerhalb von 12 Monaten im Vergleich zu 90 Prozent der Patienten, bei denen zuerst der TNF-Blocker abgesetzt worden ist.

Alternative: Dosis-Tapering 

Eine Alternative zum kompletten Absetzen von Biologika kann auch ein sogenanntes Dosis-Tapering sein, z. B. durch Erweiterung der Infusions- oder Injektionsintervalle. Insbesondere bei erwachsenen Patienten mit Rheumatoider Arthritis hat sich das Tapering von Biologika als Option bewährt, sagte Horneff. Das flare-Risiko sei gering.

Schübe kommen meist frühzeitig 

Krankheitsschübe nach Absetzen von Biologika ereignen sich meist bereits frühzeitig, es kann aber auch die Krankheit längere Zeit stabil bleiben, bevor es erneut zum Schub kommt. In einer aktuellen russischen Studie bei 83 JIA-Patienten im Alter von 5 bis 17 Jahren, bei denen Biologika nach mehr als 1,5-jähriger Remission abgesetzt worden sind, kam es bei mehr als 70 Prozent der Betroffenen nicht akut zu einer Krankheitsexazerbation, berichtete Dr. Ekatarina Alexeeva aus Moskau. Im Mittel hielt die Remission nach Absetzen der Biologika 6 Monate an. Nach Absetzen von Adalimumab kam es bei 60 Prozent innerhalb von 4 Monaten zu einem Schub, in der Etanercept-Gruppe bei 30 Prozent innerhalb von 5,5 Monaten und in der Tocilizumab-Gruppe bei 12 Prozent innerhalb von 8 Monaten.

Grund für das Absetzen: Unwirksamkeit des First-line-Biologikums 

Remissionen sind laut Registerdaten aus Portugal bei 320 JIA-Patienten mit Biologikatherapie bisher eher selten ein Grund für einen Therapiestopp. Bei 14 Prozent wurde dies als Grund vermerkt, berichtete Dr. Ana Filipa Mourão aus Lissabon. Bei etwa der Hälfte der Behandelten führte Unwirksamkeit des First-line-Biologikums – im Median nach 50 Monaten – zum Absetzen der Therapie, bei 11 Prozent waren es Nebenwirkungen und bei über 20 Prozent war der Grund nicht bekannt.

Quelle

  • EULAR 2017, Madrid, 14.-17. Juni 2017; Session „Biological agents in juvenile idiopathic arthritis: open issues“